Marcus Germanicus Nero
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass viele Wörter nicht mehr bedeuten, was sie für lange Zeit bedeutet haben? Schon in der Schöpfungsgeschichte der Bibel heisst es: „Am Anfang war das Wort.“ Denkt man an das alltägliche dumme Gelaber, bedeutet das nichts. Doch das Wort, die Benennung bedeutet Macht. Man übt Macht aus, indem man nicht einfach lügt, sondern indem man den bekannten Wörtern neue Bedeutungen gibt und ihnen Werte und Wertungen unterlegt. Für bekanntes Verhalten erfindet man neue wertende Begriffe und verwendet sie massenhaft, da man das als Führungs“elite“ in Politik und Medien kann, bis das Volk alles durch ständige Wiederholung aufgesogen und geglaubt hat.
Wenn man ständig davon spricht, dass die europäischen Regierungen, vor allem die deutsche, das Interesse ihrer Völker mißachten, sollte man einmal versuchen, dieses Interesse genauer herauszuarbeiten. Aus diesen festgestellten „Werten“ leiten sich die Aufgaben einer Regierung ab sowie Grenzen, die nicht übertreten werden dürfen, da eine Übertretung den Völkern schadet.
Zuvor schrieb ich: „Die Staatsbürger sollten diejenigen wählen, die ihre Interessen vertreten, nachdem sie sich verdeutlicht haben, worin überhaupt ihre Interessen bestehen.“ Wollen wir einen Versuch wagen? Ist es überhaupt noch möglich, über alle Gräben hinweg gemeinsame Interessen zu formulieren?
Früher war es so geregelt, dass die Politik eines Landes dazu diente, die Lebensumstände in diesem Land zu sichern und zu verbessern. Nun verliert sich die Behauptung eigener Interessen in einem klebrigen Sumpf moralisierender Selbstbeschneidungen.